28.04.2017 -
Die US-Börsen feiern seit Jahresbeginn fulminante Kursgewinne. Ein Allzeithoch folgt dem nächsten. US-Präsident Donald Trump reklamiert die Kursrally für sich. Aber es gibt eine andere Erklärung.
Was für ein Start ins neue Jahr. Die wichtigsten US-Börsenindizes eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Ein Verantwortlicher für diese Rally ist schnell gefunden. Donald Trump soll der Initiator sein. Glaubt man manchen Publikationen, dann scheint der neue Präsident tatsächlich wie ein Superheld der Märkte. Von „Trump-Jump“ oder „Trumpenomics“ ist dann die Rede. Sichtlich geschmeichelt verbuchte Trump die Kursanstiege bereits auf seiner (kurzen) politischen Erfolgsliste.
Doch die vermeintliche „Trump Rally“ ist längst ins Stocken geraten. Sektoren, die von den Plänen Trumps profitieren sollten - allen voran der US Finanzsektor - hinken der Marktentwicklung hinterher. Der US-Dollar und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen notieren aktuell nahe dem Niveau aus dem November vergangenen Jahres. Und auch die Inflationserwartungen haben sich in den vergangenen Monaten wieder merklich abgekühlt. Wie viel „Trump-Prämie“ steckt also tatsächlich noch in den (US-) Aktienkursen? Oder gibt es vielleicht eine andere, plausiblere Erklärung für den Kursanstieg der vergangenen Monate?
Auch wenn es beinahe banal erscheint: Tatsächlich begründet sich der überwiegende Teil des jüngsten Kursanstiegs unseres Erachtens schlicht durch die steigenden Gewinne der US-Unternehmen. Das zeigt insbesondere die aktuell laufende Berichtssaison in den USA, in der die Unternehmen ihre Quartalszahlen präsentieren. Nach einer Analyse der ersten 192 Berichte der insgesamt 500 im US-Börsenindex S&P 500 notierten Unternehmen liegt das Gewinnwachstum je Aktie im Vergleich zum Vorjahr bei 10,8 Prozent. Zusammen mit den noch ausstehenden 308 Unternehmen, deren Gewinnwachstum gemäß den Analystenschätzungen etwas niedriger liegen dürfte, errechnet sich für das abgelaufene erste Quartal ein Wachstum von 10,3 Prozent. Das läge deutlich über dem Anstieg von 6,5 Prozent, den die Analysten noch vor 3 Wochen zu Beginn der Berichtssaison erwartet hatten. Damit setzt sich nach dem vorübergehenden, leichten Rückgang der Gewinne Ende 2015/Anfang 2016 die kräftige Erholung der vergangenen Quartale fort (siehe Grafik).
An der Börse gilt: Steigen die Gewinne der Unternehmen, steigen in der Regel auch ihre Aktienkurse. In den vergangenen neun Monaten sind die Gewinne im S&P 500 auf Indexebene um 6,5 Prozent bis 7 Prozent gestiegen. Über nahezu das gesamte 3. Quartal 2016 (in dem die überwiegende Mehrheit am Markt noch von einem Wahlsieg Hillary Clinton’s ausging) notierte der S&P 500 knapp unterhalb der Marke von 2.200 Punkten. Seit zwei Monaten pendelte der Index nun um die Marke von 2.360 Punkten. Das ist ein Niveau, das ziemlich genau dem Anstieg der Gewinne der vergangenen neun Monate widerspiegelt. Mit anderen Worten: Von einer „Hoffnungsrally“ auf Donald Trump kann unseres Erachtens keine Rede sein. US-Aktien sind gestiegen, aber nicht teurer geworden.
Das ist ein Ergebnis, das viele Anleger beruhigen kann. Denn wackelige Politikprognosen und Spekulationen über deren Konsequenzen sind unseres Erachtens kein Fundament für eine solide Anlagestrategie. Vielmehr muss diese so robust sein, dass auch unerwartete Entwicklungen keine nachhaltigen Vermögensverluste zur Folge haben.
Politische Überraschungen können in solchen Fällen aber auch für fallende Kurse und Chancen an den Märkten sorgen. Etwa dann, wenn Wetten auf politische Entscheidungen nicht aufgehen. Das könnte beispielsweise der Fall sein, wenn die „große Steuerreform und Steuersenkung“ (Donald Trump auf Twitter), nicht wie geplant alle gesetzgeberischen Hürden nehmen, sondern wie zuletzt die Gesundheitsreform im ersten Anlauf kläglich scheitern würde.
Die Erfahrung lehrt, dass Börsenkurse nicht wie am Lineal gezogen ewig steigen. Für solche Situationen sind unsere Multi-Asset-Fonds flexibel aufgestellt, die Cash-Reserven ausreichend bemessen. Und sollte die Korrektur auf sich warten lassen? Halb so schlimm! Dann üben wir uns in Geduld - und freuen uns über die Gewinne der bestehenden Positionen im Portfolio.