27.03.2018 -
US-Aktien gelten gemeinhin als teuer – zumindest teurer als europäische Aktien. Aber das stimmt nicht, wie eine Studie des Flossbach von Storch Research Institute belegt.
Viele Anleger halten US-Aktien für teurer als europäische Dividendenpapiere. Als ein Beleg muss oftmals ein Vergleich der Indexbewertungen herhalten. Und da zeigt sich in der Tat, dass die Aktien des Standard & Poor‘s-500-Index mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 5,4 höher bewertet sind als Aktien des europäischen Stoxx-600-Index mit einem Verhältnis von 3,6. Ähnliches gilt für das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der US-Firmen: Deren KGV ist mit 19,8 um 2,7 Punkte höher als das der europäischen Pendants mit 17,1.
Woher kommen die Unterschiede – sind Investoren tatsächlich bereit mehr für US-Aktien als für europäische zu zahlen? Eine aktuelle Studie des Flossbach von Storch Research Institute sorgt für Klarheit. „US-Aktien sind nicht teurer als europäische Aktien“, sagt Philipp Immenkötter, der gemeinsam mit Kai Lehmann Verfasser der Studie ist. Die Unterschiede in der Bewertung US-amerikanischer und europäischer Unternehmen ließen sich durch die fundamentalen Charakteristika der Unternehmen, die Indexzusammensetzung und eine technische Verringerung der Buchwerte durch Aktienrückkäufe erklären.
Die Unternehmen im Standard & Poor‘s-500-Index haben ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 5,4, die im europäischen Unternehmen im Stoxx-600-Index von 3,6 – es klafft mithin eine Bewertungslücke von 1,8 Punkten. „Der höhere Anteil an Tech-Aktien im S&P-500-Index fällt als Begründung aus“, sagt Immenkötter. Die Studie verglich das Kurs-Buch-Verhältnis einzelner Branchen miteinander; es blieb ein statistisch signifikanter Unterschied von 1,6 Punkten bestehen.
„Es fiel auf, dass es zwischen den Unternehmen bedeutende fundamentale Unterschiede gibt“, sagt Kai Lehmann. Als Beispiel nennt er Unterschiede in der Rentabilität der Unternehmen. So liegt die Eigenkapitalrendite der US-Unternehmen bei 20,6 Prozent während sie in Europa bei 15,3 Prozent liegt. Ähnliche Unterschiede gab es bei der Verschuldung, der Nettomarge, der Dividendenrendite und der Ausschüttungsquote. Bei der weiteren Analyse der Bewertungsunterschiede zeigte sich, dass eine Berücksichtigung dieser fundamentalen Charakteristika den Bewertungsunterschied von 1,8 auf 0,6 sinken ließ.
Den verbleibenden Rest erklären die Autoren der Studie mit einem technischen Effekt, den Aktienrückkäufen auf das Kurs-Buch-Verhältnis. „US-Unternehmen kaufen häufiger eigene Unternehmensanteile am Markt zurück“, sagt Immenkötter. Dadurch verringere sich das buchhalterische Eigenkapital der Unternehmen. Werde in der Analyse das Kurs-Buchwert-Verhältnis nun um die Aktienrückkäufe bereinigt, zeigt sich, dass der Bewertungsunterschied statt der ursprünglichen 1,8 Punkte nur noch – statistisch unbedeutende – 0,2 Punkte beträgt. „Dies heißt, dass US-Aktien gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis nicht systematisch teurer sind als europäische Aktien“, erklärt Lehmann.
Die vollständige Studie steht auf der Webseite des Flossbach von Storch Research Institute zum Download bereit.
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