31.08.2017 -
Kommt es zu einem Währungskrieg? Droht ein China-Crash? Vorstand Bert Flossbach und Kapitalmarktstratege Philipp Vorndran beantworten die wichtigsten Fragen zu den Märkten.
Das Thema ist latent. Die Probleme Chinas, insbesondere die des Finanzsektors dort, sind offenkundig. Wir beobachten das deshalb sehr genau; auch vor Ort mithilfe unserer chinesischen Mitarbeiterin. Die Verschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte ist mit 250 bis 300 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) mittlerweile recht hoch. Noch beunruhigender aber erscheint die Dynamik, mit der die Schulden in den vergangenen zehn Jahren gewachsen sind. Nichtsdestotrotz sehen wir aktuell keinen Handlungsbedarf. Sollte es zu einer Krise im überhitzten Markt für Privatkredite oder Immobilien kommen, dürfte die chinesische Regierung unseres Erachtens einschreiten. Die Staatsverschuldung liegt bei 40 bis 50 Prozent des BIP. Zum Vergleich: Deutschland kommt in diesem Jahr auf einen Anteil von rund 65 Prozent, die USA auf mehr als hundert Prozent. China ist also handlungsfähig. Der Staatspräsident Xi Jinping hat seinem Volk „moderaten Wohlstand“ versprochen. Das möchte er einhalten. Eine Krise soll unter allen Umständen vermieden werden. Vor dem Nationalen Volkskongress, auf dem sich die kommunistische Partei im November nach fünf Jahren wieder trifft, soll im Land Ruhe herrschen. Das führt natürlich zu „Moral Hazard“. Weil die Chinesen wissen, dass der Staat im Zweifel eingreift, um die Märkte zu beruhigen, gehen sie größere Risiken ein als sie das gewöhnlich tun würden. In den nächsten Jahren sollten Anleger das Thema unseres Erachtens auf Ihrer Agenda haben.
Wir halten uns mit Währungsprognosen eher zurück. Seit Auflage pendelte der Euro immerhin in einer Bandbreite von 0,83 US-Dollar bis knapp 1,60 US-Dollar. Dennoch halten wir derzeit einen Wert von 1,40 Dollar für eher unrealistisch. Fundamental sehen wir keine Gründe, die für eine so starke Aufwertung sprechen würde. Zur Erinnerung: Die Kaufkraftparität, ein ökonomisches Maß, das den „wahren“ Wert von Währungen auf Basis von Warenkörben wiedergeben soll, liegt bei irgendwo zwischen 1,20 und 1,30 US-Dollar. Ein sehr starker Euro hätte negative Konsequenzen für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen der Eurozone. Das Wirtschaftswachstum würde einbrechen, die Inflation ebenfalls. Beides dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) unseres Erachtens kaum akzeptieren und wohl intervenieren. Bei welchem Eurokurs die EZB aktiv wird – darüber lässt sich natürlich nur spekulieren.
Wir denken schon. Auf dem ersten Blick hat die Federal Reserve (Fed) nach den letzten Zinserhöhungen und dem Ende des Anleihekaufprogramms theoretisch zwar mehr Spielraum, die eigene Währung zu schwächen. Aber Janet Yellen kennt die Realitäten. Der Blick auf die Daten zum Arbeitsmarkt, Konjunktur oder auch Inflation zeigt: Es spricht derzeit nicht sehr viel für eine wieder expansivere Zinspolitik in den USA. Mario Draghi hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass er Geldpolitik sehr kreativ betreiben kann. Der Instrumentenkasten sei gut gefüllt, sagte er. Fürs Erste würde ein Hinweis Draghis reichen, dass ein Tapering, ein Zurückfahren der Anleihekäufe, derzeit kein Thema sei.
Der EZB-Präsident möchte die Eurozone zusammenhalten – „whatever it takes“. Das gilt nicht nur für die Finanzierung überschuldeter Staaten durch Kredite mit künstlich niedrigen Zinsen. Es gilt unseres Erachtens auch beim Schutz der europäischen Wirtschaft, die bei einem sehr starken Euro nicht mehr konkurrenzfähig wäre. Von einem echten „Währungskrieg“ wie in den 1930er Jahren kann aktuell aber keine Rede sein.
Schon länger geht es den großen Notenbanken nicht mehr nur um eine möglichst stabile Währung. Ein Abwertungswettlauf würde unseres Erachtens das Vertrauen in unser Geldsystem weiter erschüttern. Einige Anzeichen dafür sind schon zu sehen. Nehmen wir einmal die Wertexplosion von Krypotwährungen wie etwa Bitcoins. Die Zukunft wird zeigen, ob es sich dabei um eine Tulpenhausse wie in Holland des 17. Jahrhunderts handelt. Oder um die ernsthafte Suche nach einer neuen, unabhängigen Währung. Für den Fall der Fälle - den Vertrauensverlust in unser Geldsystem – investieren unsere Multi Asset Fonds in Gold (direkt oder indirekt). Das Edelmetall dient als Versicherung gegen die bekannten und unbekannten Risiken unseres Finanzsystems. Bei einem Abwertungswettlauf unterbieten sich die Notenbanken gegenseitig mit immer tieferen Zinsen, um die Währung zu schwächen. Davon profitieren dürften unseres Erachtens neben Gold und Kryptowährungen vor allem Aktien erstklassiger Unternehmen. Sie sind elementarer Bestandteil unserer Portfolios.
Im Zuge des Investmentsteuergesetzes ändern sich ab 2018 die Steuerregeln. Dann müssen Fonds auf Dividenden, die deutsche Unternehmen ausschütten, 15 Prozent Steuern zahlen. Als Ausgleich für den Anleger hat der Gesetzgeber Teilfreistellungen vorgesehen. Das heißt, laufende Erträge und Gewinne aus dem Verkauf von Fonds werden bei der Abgeltungsteuer teilweise freigestellt. Bei Fonds mit einer Aktienquote von mindestens 51 Prozent bleiben für Privatanleger 30 Prozent steuerfrei, bei Mischfonds mit einer Aktienquote von mindestens 25 Prozent sind es 15 Prozent. Für ausgewogene und flexible Multi-Asset-Fonds halten wir eine Aktienquote, die sich deutlich oberhalb von 25 Prozent befindet, derzeit grundsätzlich für sinnvoll. Wir sind weiterhin von der Anlageklasse Aktien überzeugt, der Anteil am Portfolio des Flossbach von Storch SICAV - Multiple Opportunities liegt aktuell bei deutlich über 60 Prozent. Wir möchten aber flexibel bleiben, für den Fall, dass wir Aktien einmal als weniger attraktiv einschätzen. Das war in der Vergangenheit schon einmal der Fall, das historische Tief bei der Aktienquote des Fonds liegt bei 34 Prozent. Über Derivate lässt sich die Nettoaktienquote theoretisch unter die Marke von 25 Prozent drücken.