28.11.2016 -
Die Deutschen mögen Gold, vor allem in Form von Barren und Münzen. Das Edelmetall dient unseres Erachtens aber weniger für Preisspekulationen, sondern als Absicherung vor den bekannten und unbekannten Risiken der Finanzmärkte.
Wenn große Veränderungen anstehen, lässt sich das in der Regel am Goldpreis ablesen. Nach den ersten Hochrechnungen zur US-Wahl am 8. November stiegen die Umsätze rasant. Der Preis (in US-Dollar gerechnet) legte zwischenzeitlich um gut fünf Prozent zu. Danach ging es runter. Ende November kostete eine Unze Gold knapp hundert US-Dollar weniger als noch Anfang November. Der Goldpreis markierte sogar ein Neun-Monats-Tief.
Die Marktteilnehmer scheinen auf ein großes Konjunkturprogramm des designierten Präsidenten zu setzen. Investitionen in Infrastruktur bei gleichzeitigen Steuersenkungen könnten zu Wachstum in den USA und letztlich steigenden Zinsen führen. Steigende Zinsen gelten aber nicht gerade als Kaufargument für Gold, das als Edelmetall keine Zinsen abwirft, aber Lagerkosten verursacht. Dennoch haben die Privatanleger in Deutschland im dritten Quartal laut World Gold Council (WGC) 19,3 Tonnen Goldmünzen und -barren nachgefragt. In kaum einem anderen Land ist Gold so beliebt. In den USA betrug die Nachfrage der Privatanleger nach physischem Gold nach Angaben der Interessenvereinigung der Minen nur 17,4 Tonnen.
Weltweit war die Nachfrage rückläufig, im Vergleich zum Vorjahr sank sie im dritten Quartal laut WGC um zehn Prozent. Die Nachfrage von Privatanlegern nach Barren und Münzen fiel sogar auf dem tiefsten Stand seit 2009. Nur Käufe der Fonds- und Zertifikate-Anbieter (Exchange Tradad Funds und Exchange Traded Commodities) stiegen im dritten Quartal.
Kurzfristig hängt der Goldpreis unseres Erachtens zu einem großen Teil an der Nachfrage von Investoren, insbesondere aus den Industrieländern. Zur tendenziell eher sinkenden Nachfrage kommt auch ein steigendes Angebot: Im dritten Quartal stieg etwa das aus der Wiederverwertung (Recycling) gewonnen Gold laut WGC um rund 30 Prozent zum Vorjahr - auf 341 Tonnen, während die Exploration durch Minen um knapp vier Prozent auf 831 Tonnen sank.
Aus unserer Sicht kann Gold in einem diversifizierten Portfolio grundsätzlich weniger als Spekulationsobjekt sondern als Schutz gegen die bekannten und unbekannten Risiken der Finanzmärkte. In Zeiten von Bankenkrisen, überschuldeten Staaten und Notenbanken, die Geldmengen scheinbar zügellos steigern und sogar im großen Stile Wertpapiere erwerben, kann es Situationen geben, in denen das Vertrauen ins Geldsystem schwindet. In diesem Falle kommt Gold als „Währung der letzten Instanz“ ins Spiel. In den Krisen der vergangenen Jahrhunderte hat Gold seine Tauglichkeit als Krisenwährung bereits zur Genüge bewiesen.