27.07.2017 -
Geldanlage braucht Zeit. Manche sparen Ihr ganzes Berufsleben lang, um im Alter den gewohnten Lebensstandard zu halten. Bei Fehlentscheidungen stehen Lebensentwürfe zur Disposition. Drei Punkte, die Geldanlegern helfen können. Der fünfte Teil der Serie „Robust investieren“.
Geld investieren bedeutet Verantwortung. Wenn der Anleger falsche Entscheidungen trifft, kann das konkrete Folgen haben. Etwa, wenn das Eigenkapital für die Finanzierung einer Immobilie fehlt. Oder das Ruhestandssalär knapper ausfällt, als geplant.
In einer Welt, die von Veränderungen geprägt ist, sollte ein Vermögen möglichst robust aufgestellt sein. Ein breit aufgestelltes Portfolio, bestehend aus verschiedenen Anlageklassen und Einzeltiteln. In turbulenten Phasen sollte das Portfolio widerstandsfähig genug sein, um Verluste auf ein tragbares Maß zu begrenzen. Und in ruhigen Zeiten sollten sich damit gute Erträge erwirtschaften lassen.
Aber wie sieht eine robuste Anlagestrategie konkret aus?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Geld sinnvoll anzulegen. Nicht zuletzt hängt das von den persönlichen Vorlieben und dem Risikoempfinden eines jeden Anlegers ab. Die folgenden Ausführungen sind daher als Hinweise zu verstehen – Hinweise, die unserem Wissen und unseren Erfahrungen in der Vermögensverwaltung entspringen.
So sollte eine Anlagestrategie unseres Erachtens klaren Regeln folgen. Etwa der, dass ein Vermögen stets breit diversifiziert, also breit aufgestellt sein sollte. Nicht alles auf das Sparbuch. Nicht alles in Anleihen. Und auch nicht alles in Aktien oder Edelmetalle. In der Diversifikation spiegelt sich die Einsicht wider, die Zukunft nicht vorhersagen zu können, sich aber bestmöglich wappnen zu wollen. Sie ist eine notwendige Bedingung für ein robustes Portfolio.
Diversifikation bedeutet unseres Erachtens aber nicht nur, sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen und Einzeltitel aufzuteilen. Es bedeutet auch, es auf verschiedene Währungsräume aufzuteilen. Ein Investor aus dem Euroraum tut gut daran, nicht all sein Geld in der Heimatwährung zu disponieren, sondern auch in ‚robusteren‘ Währungen – Währungen aus Volkswirtschaften, die vergleichsweise wenig verschuldet sind.
Währungen haben aber noch eine weitere Komponente. Es geht nicht nur darum, in welcher Währung Anleihen oder Aktien, die ein Investor erwirbt, notieren. Sondern auch darum, in welchen Währungen ein Unternehmen, dessen Aktie oder Anleihe ein Investor hält, den Großteil seines Geschäftes abwickelt. Für die Gewinnaussichten eines Konzerns aus der Eurozone, der den Großteil seiner Umsätze im US-Dollarraum erzielt (und über die US-Währung abrechnet), ist die Währungsentwicklung sehr bedeutsam. Auch das sollte ein Investor bei den Anlageentscheidungen berücksichtigen.
Wenn er all das getan hat – das Vermögen aufgeteilt auf verschiedene Anlageklassen, Einzeltitel und Währungen –, geht es darum, die einzelnen Bausteine sinnvoll zusammenfügen. Wie hoch könnte der Aktienanteil bemessen sein, wenn der Zins von den Notenbanken faktisch abgeschafft ist? Was bedeutet das für den Rentenanteil, der die Portfolioentwicklung eigentlich stabilisieren soll? Sollten Edelmetalle, vorzugsweise Gold, Teil der Anlagestrategie sein? Und falls ja, wie hoch sollte deren Anteil (auch in Relation zu den anderen Anlageklassen) sein, damit das Edelmetall seiner Versicherungsfunktion gerecht werden kann?
Alle diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten. Jeder Anleger ist anders, hat individuelle Ziele. Reserven schaffen. Sich einen Traum erfüllen. Etwas für die Altersvorsorge zurücklegen. Die Anlagestrategie hängt nicht zuletzt von der individuellen Bereitschaft ab, Wertschwankungen zu akzeptieren. Bedeutsam ist auch die Auswahl der Einzeltitel. In bestimmten Marktszenarien kann die Kombination verschiedener Titel das Risiko erhöhen – oder senken.
Die Komposition eines Portfolios leitet sich aus dem Kapitalmarktumfeld ab – was sind langfristig die wichtigsten Einflussgrößen auf die Börse, welches die Gefahren, die es zu umschiffen gilt
Ein wesentliches Merkmal einer robusten Anlagestrategie sollte unseres Erachtens die Qualität der Anlagen sein, in die ein Anleger investiert. Wetten auf (kurzfristige) Trendthemen sind unseres Erachtens wenig erfolgversprechend und nicht selten ein Glücksspiel. Viel wichtiger ist stattdessen, auf die Substanz einer Anlage zu schauen, die Höhe der Erträge, die sie langfristig abwirft. Investoren sollten sich deshalb stets fragen, wie robust das Geschäftsmodell einer Firma und die Erträge sind, die es erwirtschaftet. Werden regelmäßig und verlässlich Dividenden gezahlt und die restlichen Erträge sinnvoll investiert? Verfügt die Firma über ein gutes, besser noch ein sehr gutes Management? Wenn all diese Kriterien erfüllt sind, ist die Möglichkeit gegeben, dass das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich sein wird. Qualität setzt sich langfristig durch – das gilt auch bei der Geldanlage.
Flexibilität ist ebenfalls wichtig. Nur wer ein Liquiditätspolster hat, ist in der Lage, Anlagegelegenheiten zu nutzen, wenn sie sich ihm bieten. Früher oder später wird genau das passieren, etwa wenn Investoren im Zuge von Marktturbulenzen ihre Titel verkaufen und die Kurse für den Einstieg günstig sind. Das allein reicht aber nicht aus. Der Begriff Flexibilität und damit auch der Begriff Liquidität sollten unseres Erachtens sehr viel weiter ausgelegt werden. Jede Anlage, die potenziell interessant sein könnte für einen Anleger, sollte vor Erwerb daraufhin geprüft werden, wie leicht sie sich bei Bedarf veräußern lässt. Was nützt ein Investment, für das es im Ernstfall keinen Markt gibt?
Anleger sollten zudem auf Solvenz achten. Die eigene, aber auch die Solvenz desjenigen, dessen Aktien oder Anleihen sie kaufen. Solvenz ist die Voraussetzung für Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit; ein solides Fundament und Schutz in ruppigen Zeiten. Hohe Schulden dagegen sind die häufigste Ursache für den Konkurs und den Verlust eines Vermögens. Was bringen einem Anleger etwa hohe Zinsen bei Anleihen, wenn das Unternehmen auf der Kippe steht - und im Falle einer Insolvenz sogar der Totalverlust des investierten Geldes droht?
Der Preis ist das, was man zahlt – der Wert, was man dafür bekommt. Wie gute Kaufmänner das beim An- und Verkauf ihrer Waren tun, sollten Anleger unseres Erachtens den Wert der Unternehmen, in die sie investieren möchten, genau prüfen. Ist der Preis möglicherweise viel höher als die potenzielle Anlage wert ist? Oder ist der Preis angemessen, besser sogar niedriger als der tatsächliche Wert? Anleger sollten sich niemals von den Übertreibungen an den Börsen leiten lassen, sondern stets den Blick auf den wahren Wert einer Anlage richten. Zur Jahrtausendwende, als Technologie-Aktien in aberwitzige Höhen aufstiegen, haben viele das leider nicht getan. Sie haben sich anstecken lassen von der Euphorie, die den schnellen Gewinn verhieß. Bleiben Sie realistisch, was die Renditeerwartungen an Ihre Investments betrifft.
Wer all das berücksichtigt – Diversifikation, Qualität der Anlagen, Flexibilität, Solvenz und Wert – errichtet einen imaginären Schutzwall gegen die wiederkehrenden Stürme an den Börsen und der Realwirtschaft. Der Schutz, den dieser Wall bietet, bedeutet jedoch nicht, dass der Anleger nicht zeitweise auch Wertschwankungen (Volatilität) überstehen muss. Einen Schutz gegen diese Volatilität gibt es leider nicht, auch wenn wir das gerne hätten. Der Wall dürfte unseres Erachtens aber stabil genug sein, um den Stürmen zu trotzen.
In den folgenden Teilen unserer Serie werden wir auf die einzelnen Bausteine eingehen, die unseres Erachtens ein robustes Portfolio ausmachen sollten. Wir beginnen nächste Woche in Teil sechs mit Aktien.
Alle Teile der Serie, die bislang erschienen sind, finden Sie hier:
Teil 1 - Robust investieren – Eine Anlagestrategie im Zinstief
Teil 2 - Negativzinsen? Hat es noch nie gegeben
Teil 3 - Die Zinsen bleiben niedrig – Sparer müssen darben
Teil 4 - Die Inflation frisst das Ersparte auf
Teil 5 - Drei Regeln für eine bessere Geldanlage
Teil 6 - Ohne Aktien geht es nicht
Teil 7 - Anleihen? Sie müssen nur die richtigen finden!
Teil 8 - Gold - Versicherung für Krisenzeiten