10.03.2017 - Philipp Vorndran

Die Eu­ro­kri­se war nie weg


Die Eu­ro­kri­se war nie weg

Die kommenden Monate könnten die Eurozone auf die Probe stellen: In den Niederlanden, in Deutschland und Frankreich wird gewählt. Die Wahl zum französischen Präsidenten, der französischen Präsidentin, steht dabei besonders im Fokus.

Die Nervosität vor den Wahlen in den Niederlanden, Deutschland und in Frankreich wächst. Ablesen lässt sich das unter anderem an den gestiegenen Risikoaufschlägen bei Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie in den vergangenen Monaten; wobei die Risikoaufschläge noch immer deutlich entfernt sind von denen, die Investoren zur Hochzeit der Eurokrise (2011, 2012) verlangt hatten.

Besonders im Fokus steht die Wahl in Frankreich. Derzeit sieht es so aus, als würden sich die Präsidentschaftskandidaten der etablierten Kräfte, François Fillon und Emmanuel Macron, selbst das Leben schwer machen. Marine Le Pen, die Kandidatin des rechtspopulistischen Front National, muss scheinbar gar nichts tun, um in der Gunst der Wähler zu steigen. Auch wenn wir nicht davon ausgehen, dass sie am Ende des Tages die Wahl gewinnen wird – gänzlich ausgeschlossen ist es nicht. Im vergangenen Jahr hatten auch viele nicht damit gerechnet, dass die Briten für einen Brexit stimmen oder Donald Trump die US-Wahl gewinnen würde. Ein Wahlsieg Le Pens könnte weitreichende Folgen für die Eurozone haben. José Manuel Barroso, der frühere EU-Kommissionspräsident, sprach kürzlich gar von deren Ende, sollten die Rechtspopulisten in Frankreich gewinnen.

In einem solch fragilen Umfeld wird die EZB kaum die Zinsen anheben können, sondern als Retter der letzten Instanz bereitstehen. Akute Solvenzprobleme einzelner Mitgliedstaaten ist das letzte, was die Eurozone derzeit gebrauchen kann. Das langfristige Zinsniveau dürfte unseres Erachtens im Euroraum deshalb sehr niedrig bleiben.   

Auch wenn mancher Investor das möglicherweise zuletzt so empfunden haben mag: Die Eurokrise war nie weg. Vielmehr galt die mediale Aufmerksamkeit jüngst eher den Briten und US-Amerikanern. Die Probleme in der Euro-Peripherie sind nicht verschwunden. Nicht in Griechenland, auch nicht in Italien. Das Problem ist und bleibt unseres Erachtens die Konstruktion des Euro. So lange sehr heterogene, also sehr unterschiedlich leistungsfähige Volkswirtschaften unter dem Dach einer gemeinsamen Währung zusammengepresst werden, ohne dabei ihre Finanz- und Wirtschaftspolitik zu harmonisieren, ist ihre Gemeinschaft latent bedroht. Für die wirtschaftlich starken Staaten ist der Euro zu schwach, für die schwachen dagegen zu stark. Letztere beraubt er um die Möglichkeit, ihre Währung abzuwerten, also letztlich um ihre Wettbewerbsfähigkeit. Für Griechenland gilt das im Besonderen. In dieser Form ist die Gemeinschaftswährung nicht – wie von seinen Konstrukteuren erdacht – Friedensstifter, sondern „Spaltpilz“.

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