06.06.2017 - Thomas Mayer

Die chi­ne­si­sche Bla­se


Die chi­ne­si­sche Bla­se
Thomas Mayer

China galt lange als Wachstumsmotor der Weltwirtschaft. Eine Analyse der ökonomischen Daten zeigt aber: Die  zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt schwächelt. Anleger sollten sich darauf einstellen.

China steht im Visier der Ratingagenturen. Als erstes großes Institut senkte Moodys Ende Mai die Bonitätsnote. Das Rating sank um zwei Stufen auf A1. Das war die erste Herabstufung seit 1989. Standard & Poors könnte bald nachziehen. China wird hier mit AA- bewertet, der viertbesten Ratingstufe. Der Ausblick ist negativ.

Auch wenn chinesische Staatsanleihen aus Sicht der Agenturen immer noch als lohnenswertes Investments gelten, ist die Herabstufung ein Weckruf. Denn China genoss einmal den Ruf schier grenzenlosen Wachstums. Mindestens ebenso imposant erschienen die Handelsüberschüsse und scheinbar unendlich steigende Devisenreserven.

Doch der Wachstumsmotor stottert. China baut seine Wirtschaft um. Die ehemalige „Werkbank der Welt“ soll verstärkt Dienstleistungen anbieten, die Beteiligung an der Wertschöpfungskette steigen. Dieser Weg scheint steinig zu sein. Der Ausgang des ökonomischen Experimentes ist völlig offen, wie der Blick auf einige Fakten zeigt.

  • Im Jahr 2010 lag das Wachstum noch bei mehr als zwölf Prozent. Zuletzt waren es weniger als sieben Prozent. Indien wächst mittlerweile schneller als China.
  • Das Wachstum sank, obwohl der Leitzins von acht Prozent vor der Finanzkrise auf zuletzt 4,35 Prozent fiel – und die private Kreditvergabe geradezu explodierte (siehe Chart  S.27)
  • Seit mehr als zwei Jahren fallen die Devisenreserven, ebenso wie der Wert des Yuan.  (siehe Chart S.28). Der Handelsüberschuss sinkt.
  • Eine Immobilienblase droht. Staatliche Regulierungs- und Restriktionsversuche zeigen bislang kaum Wirkung (siehe Chart S.29).   

Die (nicht sehr erfolgreiche) staatliche Konjunkturpflege geht auf Kosten der Reserven. Sie dürfte sich unseres Erachtens fortsetzen. Denn die Kommunistische Partei Chinas (KP) braucht Wachstum, damit der Wohlstand der Bevölkerung wächst. Im Gegensatz zu Industrieländern müssen Schwellenländer stark wachsen, damit ein wahrnehmbarer Wohlstandsgewinn entsteht. Nur in diesem Fall kann die KP mit der Anhängerschaft der Bevölkerung rechnen.

Staatliche Eingriffe in den Finanzmarkt – Chinesen können beispielsweise nicht wie Amerikaner oder Europäer einfach auf dem weltweiten Aktienmarkt investieren – sorgen für Preisblasen, etwa bei Immobilien.

Auch bei Volkswirtschaften kann es Parallelen mit dem vom legendären Betrüger Charles Ponzi  entwickeltem „Ponzi-Schema“ geben. In diesem Falle stammen die Ausschüttungen aus der Substanz. Das „Ponzi-Schema“ funktioniert nur bei einem steten Zufluss neuer Gelder. Bei Volkswirtschaften kann eine expansive Geldpolitik, steigende Staatsverschuldung oder der Abbau von Devisenreserven Mittel freimachen.

Für China bedeutet das: Solange das Wirtschaftswachstum höher ist, als die erzielte Kapitalrendite, die Investoren erzielen können, setzt sich das „Ponzi-Spiel“ fort. Es endet erst dann, wenn in Zukunft wieder ein ökonomisches Gleichgewicht erreicht wird. Bei einem „gesundem“ Wachstum, also wenn die Kapitalrendite das Wachstum übersteigt.   

Thomas Mayer ist Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute.

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