07.06.2018 -
Die Altersvorsorge ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Viele Menschen verdrängen das. Die Politik inklusive. Ob die jüngst eingesetzte Rentenkommission hilft?
Kanzlerin Angela Merkel, aber auch ihre Kollegen aus CDU und SPD pflegen stets zu sagen, dass die vergangenen Regierungsjahre sehr erfolgreiche Jahre gewesen seien. Vor allem wirtschaftlich. Aber waren sie das wirklich?
Ich kann der Kanzlerin Einschätzung nur bedingt nachvollziehen. Viele wichtige Themen wurden von der „GroKo“, der Großen Koalition, schlicht ignoriert oder ausgesessen. Reformen für die Zukunft? Fällt Ihnen da etwas Bahnbrechendes ein?
Eines dieser vernachlässigten Themen ist die Altersvorsorge. Man muss kein Genie sein, um zu erahnen, dass die gesetzliche Rentenversicherung für viele Menschen in Zukunft nicht mehr genug abwerfen wird. Immer mehr Alten stehen immer weniger Junge gegenüber. Das System kommt irgendwann an seine natürliche Grenze. Man muss also auch kein unverbesserlicher Visionär sein, um zu erkennen, dass eine Rentenreform nicht die allerschlechteste Idee (gewesen) wäre. Mittlerweile wurde eine Kommission eingesetzt, die die Zukunft der Rente sichern soll – schauen wir mal.
Weiß die Politik, dass es fünf nach 12 ist – und verschleppt das Thema bewusst, um der gesetzlichen Mindestrente den Weg zu bereiten? Mit Steuern und Schulden finanziert. Die Regierung hat bislang nicht einmal gestört, dass die Betriebliche Altersvorsorge (BAV) oder besser: die darin Versicherten weiterhin systematisch benachteiligt werden – weil bei Auszahlung Krankenkassenprämien fällig werden. Den meisten BAV-Anlegern dürfte das gar nicht bewusst sein.
Wer im Alter mehr als nur das Nötigste übrig haben will, kommt nicht drum herum, privat vorzusorgen. Aber das ist sehr viel leichter gesagt als getan. Die Deutschen mögen Festgeldkonten, Bundesanleihen und Lebensversicherungen – damit haben sie in den vergangenen Jahren mehr oder weniger ordentliche Renditen erzielt. Die Jüngeren werden sich dafür aber nicht mehr viel kaufen können. In einer Welt ohne Zins reichen Sparbuch und Festgeld in Zukunft nicht aus, um sich ein ordentliches Polster für das Alter anzulegen. Der Zinseszins-Effekt, von Albert Einstein einst als das achte Weltwunder bezeichnet, ist quasi abgeschafft – zumindest wenn es um verzinsliche Anlagen geht.
Die gute Nachricht ist: Es gibt andere Möglichkeiten, für das Alter vorzusorgen. Sein Vermögen breiter aufzustellen, statt es nur aufs Sparkonto zu packen, beispielsweise. Erstklassige Aktien sind dabei ein guter Baustein, insbesondere für junge Menschen. Sie haben genügend Zeit, Kursschwankungen auszusitzen und über viele Jahre Dividenden einzusammeln. Sie müssen nur anfangen. Der erste Schritt ist immer der wichtigste.
Ich weiß, die Deutschen haben ein Problem mit Aktien. Die Crashs der vergangenen Jahre haben sie verschreckt. Ich kann das nachvollziehen. Angst ist aber ein schlechter Ratgeber. Aktien sind viel besser als ihr Ruf. Sie sind Beteiligungen am Produktivvermögen. Sie machen aus Sparern Eigentümer. Warum sonst sollte der Norwegische Staatsfonds, einer der größten Staatsfonds der Welt, rund 70 Prozent des Geldes, das der Altersvorsorge der Norweger dient, in Aktien investieren?
Wir Deutsche „ticken“ anders. Wir denken nicht unternehmerisch – sondern wie Versicherungsnehmer. Wir sehen nicht zuallererst die Möglichkeiten, sondern die Risiken. Die Aussicht Unternehmer sein zu können, erfüllt die meisten nicht mit Stolz, sondern mit Unbehagen. Auch deswegen ist die Bereitschaft, Aktien zu kaufen, also Eigentümer und damit Unternehmer zu werden, so wenig ausgeprägt. Asiaten und Amerikaner ist’s gleich, sie freuen sich über die „German Angst“ – und beteiligen sich gerne an unseren Unternehmen.
Vielleicht erkennen die deutschen Politiker irgendwann, dass es durchaus sinnvoll wäre, sehr viel größere Anstrengungen zu unternehmen, um die heimische Aktienkultur zu fördern. Zumindest damit anzufangen!
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