24.05.2018 -
Der Ölpreis steigt – nicht zuletzt, weil US-Präsident Trump das Iran-Abkommen gekündigt hat. Das hat Folgen – auch in den USA. Hier steigt die Inflation, mit möglichen Effekten für den Rest der Welt.
Schwarzes Gold – zuletzt machte der weltweit wichtigste Energieträger seinem Namen wieder alle Ehre. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Preis für ein Barrel von Europas wichtigster Ölsorte Brent um fast die Hälfte gestiegen. Auf gut 80 US-Dollar pro Barrel – das letzte Mal kostete Öl vor drei Jahren so viel. Jüngst sorgte der Ausstieg der USA aus dem Iran-Abkommen für steigende Preise. Die Entwicklung des Ölpreises verstärkt auch die Sorgen der Investoren um ein weiteres Anziehen der Inflation. Das zeigt das Beispiel USA. Auch wenn Öl am US-Verbraucherpreisindex zur Berechnung der Inflation nur einen Anteil von knapp über vier Prozent hat, kann ein steigender Ölpreis einen bemerkenswerten Inflationseffekt bewirken. Wir gehen davon aus, dass ein Anstieg des Ölpreises um 20 Prozent einen direkten Inflationsanstieg um zirka 0,8 Prozentpunkte verursachen kann. Bei einem Anstieg um 10 Prozent wären es immerhin noch rund 0,4 Prozentpunkte. Dadurch liegt die US-Inflation mittlerweile ziemlich genau auf der von der US-Notenbank vorgegebenen Marke von zwei Prozent.
Der steigende Ölpreis erhöht den Kostendruck – weltweit, speziell auch in den USA. Hier nimmt der Preis für eine Gallone Benzin Kurs auf drei US-Dollar – seit Jahresbeginn ging es gut 20 Prozent rauf. Bemerkenswert sind auch die veränderten Kaufgewohnheiten der Verbraucher. Denn der Onlinehandel – und damit die Menge der zugestellten Waren – wächst stetig weiter. So betrug Ende 2017 der Anteil des Onlinehandels am US-Einzelhandel 8,9 Prozent. Nicht nur steigende Benzinpreise sorgen bei der Zustellung der Waren für Preisdruck.
Auf dem US-Arbeitsmarkt herrscht nahezu Vollbeschäftigung – und die Steuerreform von Donald Trump heizt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften zusätzlich an. Auch in der Transportbranche. Die profitiert zwar von dem wachsenden Onlinehandel, allerdings verursacht die große Nachfrage einen wachsenden Mangel an Zustellern und Lkw-Fahrern. Der Arbeitsmarkt für „Trucker“ ist in den USA nahezu leergefegt. Das führt zu steigenden Löhnen im Transportgewerbe, die mittelfristig auf die Kosten des Onlinehandels aufgeschlagen werden dürften. Mittlerweile erhalten Fahrer schon einen Bonus, eine so genannte „Sign-on-Fee“, für das Unterschreiben eines neuen Arbeitsvertrags.
Die Beispiele zeigen: In den USA spricht unseres Erachtens einiges dafür, dass sich die inflationären Tendenzen verstärken. Das wiederum könnte die US-Notenbank Federal Reserve dazu bringen, ihren Kurs steigender Notenbankzinsen weiter zu verfolgen, wenn das selbst gesteckte Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig erreicht oder sogar übertroffen wird. Konstant steigende Zinsen beflügeln in der Regel die Währung eines Landes, wenn sie im Rest der Welt nicht im gleichen Tempo ansteigen. Ein starker Dollar hat Auswirkungen auf die Ökonomien im Rest der Welt. Die Fragilität der in US-Dollar verschuldeten Schwellenländer steigt.
Das könnte Sie auch interessieren: