11.11.2016 - Flossbach von Storch

US-WAHL: "Pro­tek­tio­nis­mus wä­re ei­ne Ge­fahr für die Welt"


US-WAHL: "Pro­tek­tio­nis­mus wä­re ei­ne Ge­fahr für die Welt"

Donald Trump hat überraschenderweise das Rennen um das Weiße Haus gegen Hillary Clinton gewonnen. Im Interview spricht Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege der Flossbach von Storch AG, über die möglichen Folgen für Anleger.

Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Für Anleger bedeutet das nichts Gutes, oder? Philipp Vorndran:

Da muss man abwarten. Die zum Teil gegenläufigen Börsenreaktionen in den vergangenen Tagen zeigen das deutlich. Auf die anfänglichen Verluste in Asien und Europa folgte eine rasche Erholung. In den USA ist der Dow-Jones-Index sogar auf einen neuen Höchststand geklettert. Aber auch das ist nur eine Momentaufnahme.

Haben Sie Wahlausgang und Marktreaktion überrascht?

Wir hatten uns am Tag vor der Wahl intensiv mit einem möglichen Sieg Donald Trumps und dessen wirtschaftlichen Folgen auseinandergesetzt, da er für uns durchaus eine gewisse Wahrscheinlichkeit hatte. Die Reaktion an den Märkten hat uns allerdings schon etwas verblüfft. Der nur kurze und begrenzte Rücksetzer zeigt meines Erachtens aber, dass nicht zuletzt auch in Deutschland derzeit sehr viele Investoren auf hohen Cashbeständen sitzen und Kursschwächen zu Käufen nutzen wollen. Und wenn alle darauf warten, dass es kracht, aber niemand Ware abgeben will, weil es an Anlagealternativen fehlt, dann kracht es eben nicht.

Was bedeutet eine Regierung Trump für die Märkte?

Es gibt verschiedene Szenarien, die aus Investorensicht denkbar sind. Wenn bei Trump etwas berechenbar ist, dann doch, dass nichts berechenbar ist! Wir gehen deshalb davon aus, dass die kommenden Monate durchaus turbulent werden könnten.

Welche Szenarien sind denkbar?

Problematisch wäre, wenn Trump seine zum Teil wirren Ankündigungen, etwa Teile der Grenzen dicht zu machen und ausländische Güter mit horrenden Strafzöllen zu belegen, in die Tat umsetzen würde. Zunehmender Protektionismus hätte Auswirkungen auf andere Volkswirtschaften, die ihrerseits „Schutzmaßnahmen“ ergreifen könnten. Die Folge wären Handelskriege – eine große Gefahr für die Weltwirtschaft.

Wie realistisch ist das?

Was für die Weltwirtschaft schlecht ist, kann für die USA und deren global orientierten Unternehmen nicht gut sein. Trump ist Unternehmer. Er dürfte das nur allzu gut wissen. Von daher vermute ich, dass ein Teil seiner „Versprechen“ lediglich Wahlkampffolklore waren. Aber das ist nur eine Vermutung. 

Und wie sähe das Alternativszenario aus?

Die neue Regierung schiebt das Wirtschaftswachstum an, etwa indem sie die Steuern radikal senkt und Investitionsprogramme auf den Weg bringt. Trump hat beispielsweise mehrfach angekündigt, massiv in Infrastruktur investieren zu wollen. Die große Frage ist, wie er das finanzieren will.

Über neue Schulden? Der Kongress ist in der Hand der Republikaner. Trump hat gewissermaßen freie Bahn …

Über neue Schulden, sicher – aber der Umfang ist alles andere als klar. Es gibt keine Fraktionsdisziplin oder etwas derartiges, wie wir das aus Deutschland kennen. Und man kann nicht gerade behaupten, dass Trump der Wunschpräsident aller Republikaner ist – vorsichtig ausgedrückt. Es gibt sehr viele ‚wenns‘ und ‚abers‘.

Nehmen wir an, Trump gelingt der Wirtschaftsaufschwung – was bedeutet das für die Märkte?

Für Aktien wäre das grundsätzlich positiv. Profitieren würden vor allem konjunktursensitive Unternehmen. Weniger gefragt wären dagegen die stabilen Titel, die eher Anleihecharakter haben, und in den vergangenen Jahren kräftig zugelegt haben. Im Moment scheinen die Märkte genau das zu antizipieren. Viele Qualitätstitel haben zuletzt kräftig verloren – und sind mittlerweile wieder deutlich attraktiver bewertet. Für amerikanische Rentenpapiere ist das natürlich kein gutes Szenario. Sollte Trump seine Steuer- und Investitionspläne vollumfänglich durchbekommen, kann es durchaus sein, dass die Renditen von zehnjährigen US-Treasuries auf bis zu drei Prozent zulegen, die Kurse entsprechend zurückfallen.

Was würde ein solches „Wachstumsszenario“ für die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) bedeuten?

Sie könnte den Zins schneller und deutlicher anheben, als wir das bislang angenommen haben.

Die Zinswende stünde also tatsächlich bevor?

Eine Rückkehr zu früheren Zinsniveaus wird es unseres Erachtens in einem solchen Szenario den USA ebenso wenig geben wie eine globale Zinswende. Schlussendlich muss sich die Fed auch daran orientieren, was die anderen Notenbanken machen. Allen voran die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ). Die werden nichts an ihrer aggressiven Geldpolitik verändern.

Was würde passieren, wenn sich die US-Notenbanker nicht an EZB und BoJ orientieren?

Dann würde der US-Dollar unseres Erachtens deutlich aufwerten und die US-Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Derzeit sehen wir bereits die erste kräftige Bewegung gegenüber dem Yen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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