14.09.2016 - Flossbach von Storch

Oh­ne Kurs­schwan­kun­gen geht es nicht


Oh­ne Kurs­schwan­kun­gen geht es nicht

Anleger fürchten Volatilität – sprich: Kursschwankungen. Sie meiden deshalb Anlagen, deren Kurse stärker schwanken können. In einer Welt ohne Zins ist das unseres Erachtens ein Problem – denn mit einer solchen Vermeidungsstrategie lassen sich langfristig keine Erträge mehr erzielen. Selbst moderate Inflationsraten reichen aus, um das Ersparte langsam, aber sicher zu entwerten.

Anleger haben unseres Erachtens zwei Möglichkeiten: Entweder sie verzichten auf Rendite und bringen ihr Geld zur Bank; oder sie lernen, zwischen reinen Kursschwankungen und tatsächlichen Anlagerisiken zu unterscheiden.  Variante 2 scheint uns langfristig  die klügere von beiden zu sein.

Im Grunde besteht das wahre Risiko eines Anlegers darin, seine Anlageziele zu verfehlen, etwa ausreichend für das Alter vorzusorgen. Je mehr Zeit ein Anleger hat, umso weniger muss er sich vor Kursschwankungen fürchten; oder anders ausgedrückt: desto weniger riskant ist es für ihn, in Aktien zu investieren, die eine höhere Rendite als Anleihen erwarten lassen. Historische Analysen zeigen, dass ein aus Aktien bestehendes Portfolio, das den amerikanischen Aktienindex S&P 500 oder den Dax abbildet, über einen Zeitraum von zehn bis zwölf Jahren bisher noch nie einen absoluten Wertverlust erlitten hat. Demnach könnte Geld, das für einen längeren Zeitraum nicht gebraucht wird, getrost in Aktien oder höher rentierlichen Unternehmensanleihen angelegt werden.

Ein Problem ist, dass Anleger seit Jahrzehnten eingetrichtert bekommen, Volatilität sei gleichbedeutend mit Risiko – und damit eingeschüchtert werden. Akademiker berufen sich besonders gerne auf diesen vermeintlich simplen Zusammenhang. Kursschwankungen sind schließlich leicht zu messen und eigenen sich hervorragend, um den abstrakten Begriff „Risiko“ zu beschreiben. Doch die Argumentation hat unseres Erachtens gleich mehrere Schwächen:  

So ist die Volatilität einer Anlage immer dann besonders hoch, wenn ihr Kurs bereits stark gefallen ist. „Unten“ ist das Risiko laut Theorie also groß. Mit diesem Widerspruch kann sich kein kluger Investor abfinden. Warum sollte der Kauf einer Aktie zu einem Preis von 50 riskanter sein als zu einem Preis von 100, wenn sich an der Qualität eines Unternehmens nichts verändert hat? Diese Logik hat sich uns nie erschlossen.

Die ruhige Hand

Volatilität ist als Risikomaß zudem irreführend. Hat ein Sparer mehr als die gesetzlich garantierten 100.000 Euro auf einem Konto bei der falschen Bank, ist das nicht risikolos, obwohl der Wert des Ersparten nicht schwankt. Und eine Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit und einer Rendite von minus 0,1 Prozent ist auch nicht ohne Risiko; die Theorie sieht das ironischerweise  anders, weil der Verlust am Ende der Laufzeit schließlich „sicher“ sei.

Viel wichtiger bei der Risikobetrachtung ist unseres Erachtens der Anlagehorizont. Wer sein Vermögen langfristig investiert, sollte versuchen, Kursschwankungen auszublenden – sie überzeichnen gewöhnlich das tatsächliche Risiko. Stattdessen sollte die Qualität der Anlage und deren Bewertung im Vordergrund stehen. Wer Aktien von Unternehmen mit einer nachhaltigen Gewinnperspektive, solider Bilanz und fähigem Management zu einem angemessenen Preis erwirbt, kann in Ruhe abwarten, bis sich die fundamentale Qualität in steigenden Kursen niederschlägt. Außerdem wird er regelmäßig mit Dividendenausschüttungen belohnt.

Wer langfristig attraktive Renditen erzielen will, wird unserer Meinung nach jedenfalls nicht umhinkommen, Kursschwankungen zu akzeptieren. Anders geht es heute leider nicht mehr.

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