09.08.2018 -
Vorstände, die nur an ihren eigenen Vorteil denken, können Unternehmen langfristig kaum erfolgreich führen. Dabei wäre es so einfach, die Interessen von Managern und Aktionären zu vereinen.
Von einem florierenden Unternehmen profitieren (im Idealfall) alle. Denn es kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn es seine Kunden gut bedient, seine Mitarbeiter motiviert und fair mit seinen Geschäftspartnern umgeht. Wenn es ausreichend investiert, Steuern zahlt und keine Umweltschäden anrichtet. Zu guter Letzt profitieren auch die Aktionäre. Denn Aktien von stabilen Unternehmen mit langfristiger Strategie sind nachhaltige und ertragreiche Anlagen.
Damit ein Unternehmen erfolgreich sein kann, müssen die Grundlagen stimmen. Dazu braucht es Substanz, sprich genügend Eigenkapital. Gefragte Produkte und Innovationen, um Umsatz und Wachstum zu sichern. Angemessene Kosten, damit genügend Gewinn anfällt. Die Bedingung dafür ist ein Management, das diese Punkte langfristig und konsequent verfolgt.
Was aber, wenn Eigentum und Management getrennt sind? Die meisten Großkonzerne werden von Managern geführt, die oft keine nennenswerten Anteile am Unternehmen halten. Um den daraus resultierenden Prinzipal-Agenten-Konflikt zu lösen, braucht es ein integres und verantwortungsbewusstes Management. Eines das unternehmerisch denkt und handelt.
Die finanziellen Anreizsysteme sollten besser so gestaltet sein, dass sie das Topmanagement zu Miteigentümern machen. Damit würden sich die Manager stärker als bislang dem Unternehmen verpflichtet fühlen. Dazu dürften die vielerorts üblichen Aktienoptionen, die einen Teil der Vorstandsbezüge ausmachen, kaum ausreichen. Eine echte Eigentümermentalität können nur Eigentümer entwickeln. Warum gibt es eigentlich keine grundsätzliche Verpflichtung für Vorstände, einen relevanten Teil ihrer jährlichen Boni langfristig in die Aktien des Unternehmens anzulegen? Sinnvollerweise noch einige Jahre über das Ende der Tätigkeit hinaus?
So würden Anreize gesetzt. Etwa dafür, dass die Auswahl und Einarbeitung des Nachfolgers im Interesse des Unternehmens erfolgt. Es würde wohl auch vermieden, dass der ausscheidende Vorstand seine Amtszeit mit einem geschönten Top-Ergebnis krönt, das seinem Nachfolger dann auf die Füße fällt. Ein hart verdientes, ordentliches Aktienpaket für Manager ist jedenfalls eher im Interesse des Unternehmens als Pensionsansprüche in Millionenhöhe – und stellt im Übrigen für den Pensionär keine Verschlechterung dar, wenn nachhaltig und langfristig erfolgreich gewirtschaftet wird.
Ein managerzentriertes Unternehmen ohne Eigentümerkorrektiv ähnelt einem Wald, den sich ein Pächter für einige Jahre zunutze machen kann, um ihn dann ohne Verlustrisiko an den nächsten Pächter weiterzureichen. Wenn der Pächter ein nachhaltig arbeitender Forstwirt ist, wird er den Wald aus Überzeugung in bestem Zustand übergeben. Wenn er dagegen eine kurzfristige Gewinnmaximierung anstrebt droht ein Kahlschlag. Für den Schaden müssen ja „nur“ die Eigentümer geradestehen. Die Banken haben uns in der Finanzkrise gelehrt, was ein Kahlschlag bedeutet.
Vor diesem Hintergrund ist unseres Erachtens die wachsende Macht passiver Investoren mit Sorge zu betrachten. Sie sind in jedem Wald der Welt investiert und können sich deshalb oft nur um Formalien kümmern. Eingeschritten wird, wenn überhaupt, erst dann, wenn der Flurschaden schon passiert ist. So fällt den verbliebenen aktiven Aktionären die Rolle als Nachhaltigkeitskorrektiv in den Unternehmen zu.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass konstruktive, langfristige Aktionäre von den meisten Managern geschätzt werden. Die Präsenz aktiver Investoren, die sich bewusst für ein Investment in einem Unternehmen entschieden haben, spornt an. Sie schärft die Sinne und beugt damit auch einer möglichen Verschwendung von Ressourcen vor. Sie ermutigt das Management zu einer transparenten Darstellung der Geschäftsentwicklung. Sie beugt falschen Versprechen vor. Euphemismen, die oft von der Angst geprägt sind, den kurzfristigen Erwartungen des Kapitalmarktes nicht zu entsprechen.