02.12.2016 -
Der Goldpreis hat in den vergangenen Jahren kräftig geschwankt. Mancher Investor stellt deshalb den Sinn seiner Edelmetallposition generell infrage – unseres Erachtens ein Fehler.
Es gibt grundsätzlich zwei Motive, Gold* zu besitzen, wenn man die emotionalen Gründe einmal beiseitelässt. Das erste hängt mit einer ganz wesentlichen Eigenschaft zusammen: Gold* ist die ultimative Währung – und bietet deshalb einen Schutz gegen die Papiergeldinflation der Notenbanken. Gold*, das aus diesem Grunde – zumeist physisch – erworben wird, könnte man auch als „Sicherheits“- oder „Absicherungsgold“ bezeichnen. Der Inhaber bemisst seinen Wert in Unzen und Barren, nicht in Euro oder Dollar. Er schätzt vor allem die Funktion als langfristiger Wertspeicher. Sein Gold* dient ihm als Absicherungsinstrument gegen die immanenten Risiken des Finanzsystems und andere exogene Schocks; Preisschwankungen sind ihm gewöhnlich egal. Ein solcher Investor lagert sein Gold* an einem sicheren Ort. Bei einer Bank in einem Land, das sich durch eine besondere Solidität auszeichnet, etwa der Schweiz. Im Idealfall verteilt er die Bestände auf verschiedene Lagerorte.
Der zweite Grund, Gold* zu kaufen, ist spekulativer Natur. Investoren kaufen das Edelmetall in der Erwartung, es in nicht allzu ferner Zukunft zu höheren Preisen veräußern zu können. Es dient ihnen zur Portfoliooptimierung. Wir nennen es auch „Performance“- oder „Spekulationsgold“. Anders als das Sicherheitsgold wird es vom Eigentümer in der Regel nicht physisch gehalten, sondern vorzugsweise über börsengehandelte Goldfonds, sogenannte ETFs.
Beide Motive sind völlig legitim und können von einem Investor durchaus gleichzeitig verfolgt werden. Das Absicherungsgold ist strategisch und steht nur in Ausnahmefällen zur Disposition. Spekulationsgold dagegen hat einen taktischen Charakter; im Idealfall gelingt es dem Eigentümer, Positionen frühzeitig, also zu günstigen Preisen aufzubauen – und andersherum rechtzeitig, vor einem Preiseinbruch, zu verkaufen. Dieses Gold* ist flüchtig und erhöht deshalb die Volatilität des Preises.
Grundsätzlich gilt: Je höher die Opportunitätskosten der Goldhaltung, das heißt, je attraktiver die Erträge aus anderen Anlageklassen sind, desto unattraktiver ist das Edelmetall aus Sicht derer, die es als „Spekulationsgold“ betrachten. Aktien etwa profitieren als Sachwerte wie Gold* von der Politik des billigen Geldes. Überdies bieten sie Investoren aber laufende Erträge in Form von Dividenden – ein gewichtiger Vorteil gegenüber dem Edelmetall.
Spätestens jedoch wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass es keinen geregelten Ausweg aus der Politik des billigen Geldes mehr gibt, wird der strategische Grund für den Besitz von Gold*, nämlich die Vermögenssicherung, wieder in den Vordergrund rücken. Investoren tun deshalb gut daran, einen Teil ihres Vermögens als „Absicherungsgold“ zu disponieren. Der irische Dramatiker George Bernard Shaw hat gesagt, ein Investor habe die Wahl zwischen der natürlichen Stabilität von Gold* und der Ehrlichkeit und Intelligenz der Regierungsmitglieder. „Und mit allem notwendigen Respekt für diese Gentlemen, ich rate Ihnen, solange das kapitalistische System währt, entscheiden Sie sich für Gold*“.
*(direkt/indirekt)