04.05.2017 - Philipp Vorndran

Ge­las­sen­heit in Zei­ten po­li­ti­scher Bör­sen


Ge­las­sen­heit in Zei­ten po­li­ti­scher Bör­sen
Trump

Politische Börsen haben kurze Beine. So lautet eine altbekannte Börsenweisheit. In Zeiten von Donald Trumps Präsidentschaft und anderen Polit-Experimenten erhält sie eine neue Aktualität. Wir empfehlen Gelassenheit – vorausgesetzt, das Portfolio ist robust aufgestellt.

Das hatte sich Donald Trump anders vorgestellt: Mal eben eine Gesundheitsreform durchziehen, anschließend das US-Steuerrecht generalüberholen. Nebenbei das Bankensystem deregulieren und dann ein paar gute Außenhandelsdeals abschließen. Selbst für den selbsternannten Immobilienkönig sind dies offensichtlich zu viele Baustellen auf einmal.

Donald Trump ist in der Realität des verminten Washingtoner Politikbetriebs angekommen. Nach den Schwierigkeiten bei der Reform des US-Krankenversicherungssystems muss er nun um eine nicht minder komplexe Steuerreform kämpfen. Tempo ist dabei gefragt. Die meisten Analysten rechnen bereits ab 2018 bereits mit niedrigeren Steuersätzen für Unternehmen – und entsprechend höheren Gewinnen.

Ernüchterung an den Aktienmärkten

Ob und wann die von den Investoren herbeigesehnte Steuerreform kommt, und wie sie ausgestaltet ist – damit dürften sich die Märkte in den nächsten Monaten noch intensiv beschäftigen. Die Euphorie bei Aktien von Unternehmen, die vermeintlich von Trump profitieren, hat sich inzwischen gelegt. Vor allem die Aktien von US-Banken haben einen Teil ihrer Kursgewinne wieder eingebüßt.

Auch Trumps eigenartiges Verständnis von globalem Handel und Arbeitsteilung hält die Anleger auf Trab. Der Welthandel ist für ihn eine Art Wettkampf der Länder. Mögliche Vorteile für alle beteiligten Volkswirtschaften sind ihm genauso fremd, wie die globale Arbeitsteilung mit ihren multinationalen Lieferketten. In den USA produzierende Autohersteller (darunter Ford, ebenso wie BMW oder Toyota) sind auf mexikanische Fahrzeugteile angewiesen. Genauso wie die US-Landwirte auf ihre Maisexporte nach Mexiko.

Solange sich der Geist des Protektionismus nur in verbalen Scharmützeln oder vereinzelten Nadelstichen wie den US-Strafzöllen auf bestimmte Stahlimporte (aus Deutschland) äußert, dürfte sich eine Abschwächung des globalen Wachstums in Grenzen halten. Wenn die US-Regierung aber mit ihrer „America First“- Politik Protektionismus zur einer neuen Handelsdoktrin erheben würde – und die Handelspartner mit entsprechenden Gegenmaßnahmen antworten – dann hätte das unweigerlich negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

Die Kirche bleibt im Dorf

Die verantwortlichen Politiker sollten eigentlich wissen, was auf dem Spiel steht. Bei der Trump-Administration kann man allerdings nicht sicher sein, ob dieses Wissen vorhanden ist. Oder ob nicht wider besseres Wissen gehandelt wird. Bislang blieben größere Verwerfungen aber aus. Die Finanzmärkte signalisieren nach anfänglicher Beunruhigung eine Teilentwarnung. Ganz nach dem Motto, dass nicht alles so heiß gegessen wie gekocht wird, konnte zum Beispiel der als potenzielles US-Protektionismus-Opfer geltende mexikanische Peso eine Abwertung von 16 Prozent nach der US-Wahl in den vergangenen Wochen wieder aufholen.

Auch wenn das Risiko eines zunehmenden Protektionismus nicht verharmlost werden darf, sehen wir die Welt nicht am Vorabend eines globalen Handelskriegs und einer daraus resultierenden weltweiten Rezession. Deshalb richten wir unsere Anlagestrategie auch nicht auf ein solches Szenario aus. Wir bleiben aber flexibel genug, um uns bei einer Eskalation entsprechend positionieren zu können.

Vor allem in politisch turbulenten Jahren ist operative Hektik ein schlechter Ratgeber. Statt sich in einem Wechselbad der Gefühle von Politikentscheidung zu Politikentscheidung zu hangeln, gilt es ruhig und überlegt zu handeln. Kaum jemand hätte vor einem Jahr damit gerechnet, dass die Briten für den Brexit, die Amerikaner für Donald Trump und die Italiener gegen Matteo Renzi stimmen werden. Und wer hätte im Februar 2016, als die Aktienbörsen aufgrund kursierender Chinaängste stark unter Druck waren, in Kenntnis dieser Wahlausgänge erwartet, dass am Jahresende ein deutliches Plus in der Börsenbilanz stehen würde? (siehe Grafik)

Auf Gelegenheiten warten – und sie dann nutzen

Auch im Laufe dieses Jahres stehen noch einige wichtige politische Entscheidungen an. Mit Sorge und Spannung sehen viele Investoren den Wahlen in Frankreich und Deutschland und den Maßnahmen der US-Regierung entgegen. Dies sollte unseres Erachtens aber nicht dazu verleiten, in Aktionismus zu verfallen und den Ausgang von Wahlen oder Regierungsentscheidungen im Vorfeld mit heldenhaften Strategien zu antizipieren. Wackelige Politprognosen und Spekulationen über deren Konsequenzen sind kein Fundament für eine solide Anlagestrategie. Vielmehr sollte diese aus unserer Sicht so robust sein, dass bei unerwarteten Entwicklungen nachhaltigen Vermögensverlusten entgegen gewirkt wird. Umgekehrt führen große Überraschungen oft zu Überreaktionen an den Finanzmärkten. Dann kann es attraktive Anlagegelegenheiten geben.

Ein Beispiel hierfür war etwa die übertriebene Abwertung des mexikanischen Peso. Im Januar nutzten wir diese Situation bei einigen unserer Fonds zu einem opportunistischen Investment in mexikanische Staatsanleihen, die wir nach einem deutlichen Anstieg des Peso zuletzt wieder veräußert haben. Ob uns die Politik im weiteren Jahresverlauf ähnliche Ausschläge an den Kapitalmärkten bescheren wird, bleibt abzuwarten. Sollten sich daraus attraktive Gelegenheiten ergeben, werden wir versuchen, diese zu nutzen.

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