25.04.2018 -
Europas Sparer dürften wohl erst einmal vergeblich auf steigende Zinsen warten. Eine echte Zinswende könnte die Haushalte einiger Staaten sprengen. Lesen Sie den 2. Teil unserer Zinsserie.
Auch wenn es Kleinsparer nicht gerne hören. Eine echte Zinswende könnte die Eurostaaten hart treffen. Nicht umsonst spielt sie in den Untergangsszenarien vieler Crash-Propheten eine wichtige Rolle. Käme die Wende, dann könnte sie private und öffentliche Schuldner in den Ruin treiben – und schließlich wohl auch das gesamte Finanzsystem ins Wanken bringen.
Dazu müsste es aber zu einer echten Zinswende kommen. Zumindest einer, die diesen Namen auch verdient und zu Anleiherenditen führt, wie wir sie früher einmal kannten. Als Staatsanleihen in etwa dem Niveau des nominalen Wirtschaftswachstums entsprachen. Für Deutschland würde dies bei einem Nominalwachstum von derzeit rund 3,5 Prozent ein Renditeniveau bei zehnjährigen Bundesanleihen von mehr als drei Prozent bedeuten.
In Italien wären es wegen des geringeren Wirtschaftswachstums nur rund zwei Prozent. Da die Anleihen des hochverschuldeten Landes aber naturgemäß mit einem Risikoaufschlag zu Bundesanleihen rentieren, würden die Renditen italienischer Staatsanleihen dann wohl eher bei fünf Prozent liegen. Ein solcher Zinsaufschlag würde dem Land auf Sicht wohl Mehrkosten im zweistelligen Milliarden-Euro-Bereich bescheren. Das könnte Italien in den Staatsbankrott treiben.
Auch Immobilieninvestoren und Unternehmen, die sich an das niedrige Zinsniveau gewöhnt haben, kämen in die Bredouille. Wenn im Falle einer echten Zinswende ihre Kredite wesentlich teurer werden würden. Die Folge könnten massive Abschreibungen in den Kreditportfolios der Banken sein. Dann würde der Wirtschaft in der Eurozone eine Kreditklemme drohen. Wir sollten uns deshalb darauf einstellen, dass es zumindest in der Eurozone keine Zinswende geben wird. Die Konsequenzen eines kollabierenden Finanzsystems wären politisch unseres Erachtens wohl kaum tragbar. Zu viele Schuldner sind inzwischen auf extrem billiges Geld angewiesen.
Diese Erkenntnis gilt nicht nur für die Eurozone, sondern auch für Großbritannien und andere europäische Länder, vor allem für Skandinavien, wo die private Verschuldung Rekordniveau erreicht hat. Sie gilt natürlich auch für Japan, wo jüngere Menschen vielleicht schon gar nicht mehr wissen, was Zinsen überhaupt sind.
Das war der 2. Teil unserer Serie über die (un-)mögliche Zinswende. Am Donnerstag analysieren wir die Lage in den USA – einem Land, das für manchen als möglicher Vorreiter einer globalen Zinswende gilt.
Lesen Sie hier die anderen drei Teile unserer Zinsserie:
Das könnte Sie auch interessieren: