12.09.2016 -
Aktiv oder passiv – was ist der bessere Weg zu investieren? Im Grunde genommen stellt sich diese Frage unseres Erachtens gar nicht. Anleger sollten sich auf andere Dinge konzentrieren.
Immer wieder werden wir gefragt, was denn aus Sicht eines Anlegers der bessere Weg sei zu investieren: Über aktiv gemanagte Investmentfonds oder passive Produkte, die Aktien- oder Anleiheindizes abbilden, sogenannte ETFs. Oft ist die Frage rein rhetorischer Natur, denn der Fragesteller hat sich seine Antwort längst zurechtgelegt. Er ist davon überzeugt, dass ETFs die bessere, weil günstiger Variante sind im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds. Deren Fondsmanager – das wird gewöhnlich noch hinzugefügt – schafften es ohnehin nicht, besser abzuschneiden als der breite Markt.
Es wird Sie vermutlich nicht verwundern, dass wir als aktive Investmentmanager mit dieser Frage nicht allzu viel anfangen können; sie stellt sich unseres Erachtens überhaupt nicht. Was ist der Markt? Sind Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Gold (direkt/indirekt) gemeint? Oder vielleicht von allem etwas – und falls ja, wie viel? Mit dem passiven Teil des Investierens können wir erst dann beginnen, wenn zunächst die wichtigsten Fragen aktiv beantwortet wurden. Das gilt vor allem für Anleger, die nicht auf eine klar definierte Anlageklasse fixiert sind. Jede einzelne Entscheidung ist also „aktiv“ – und kann deutliche Unterschiede zur Folge haben, was die Wertentwicklung betrifft. Dogmatisch zu trennen zwischen aktiven und passiven Investments, bringt unseres Erachtens Niemanden weiter.
Das heißt aber nicht, dass ETFs im Rahmen eines vernünftigen Portfoliomanagements keine Daseinsberechtigung haben – ganz im Gegenteil! Sie sind unseres Erachtens einfache, vor allem kostengünstige Instrumente, um bestimmte Märkte abzubilden. Auch wir nutzen sie bei klar abgrenzbaren Themen, bei Edelmetallen etwa.
Die Aufgabenstellung, die unsere Kunden an uns stellen, ist in der Regel aber weit komplexer. Sie lautet fast nie: „kaufen Sie ausschließlich deutsche Aktien oder amerikanische Anleihen!“; Die Mehrzahl unserer Kunden formulieren Renditeerwartungen und Risiken, die sie bereit sind zu tolerieren. Beides müssen wir in Einklang bringen.
Die Kosten sind dabei immer wieder ein Thema. In unserem Hause entwickeln wir mithilfe eigener Analyseinstrumente verschiedene Szenarien und versuchen, das Vermögen der Kunden möglichst sinnvoll auf die einzelnen Anlageklassen aufzuteilen. Dabei zählt nicht nur die absolute Rendite, sondern auch die Schwankungen, die Anleger zeitweise aushalten müssen. Je weniger, desto besser. Der langfristige Erfolg dieser Vorgehensweise rechtfertigt ein angemessenes Honorar.
Beide Strategien – gut gemanagte, wirklich aktive Investmentfonds sowie ETFs – haben nicht nur ihre Berechtigung, sondern ergänzen sich sehr gut. An Bedeutung dürften unseres Erachtens allerdings pseudoaktive gemanagte Fonds verlieren, die sich systematisch an einen Index hängen, ihn größtenteils nachbauen. Ihre Chance, nach Kosten systematisch besser als der Markt abzuschneiden, ist gleich Null. Anleger könnten deshalb in der Zukunft immer weniger bereit sein, in solche Produkte zu investieren.